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Zettelkästen 2015

Im ersten Jahr – 2012 – waren in den Zettelkästen Aussagen von Mitgliedern der im Nationalsozialismus zerstörten Jüdischen Gemeinde Marburg und deren Kindern zu lesen. Im folgenden Jahr enthielten die Zettelkästen Texte von Schülerinnen der Elisabethschule Marburg. 2014 waren es Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Marburg, die die Zitate der Zettelkästen erarbeiteten.

Making of 2015

„Gegen die Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen!“ Unter diesem Motto stehen die Zitate der Zettelkästen 2015, erarbeitet von Studierenden des Katholisch-Theologischen Seminars Marburg, eine Einrichtung der Theologischen Fakultät Fulda, angeschlossen an die Philipps-Universität Marburg. Initiiert und begleitet wurde die Gruppe von Dozent Dr. Klaus Dorn, zugleich Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Marburg/Lahn e.V.

Johanna Gockel, Carsten Breuer, Alexander Steyer, Anjuli Braun und Sören vom Schloß haben zunächst einen Besuch des „Garten des Gedenkens“ unternommen, um sich an dem attraktiven Platz vor Ort mit dem Projekt Zettelkästen auseinanderzusetzen. Anschließend machten sich die Studierenden einzeln auf die Suche der Zitate. In gemeinsamen Gesprächen wurden die Vorschläge dann diskutiert, bis dann eine endgültige Auswahl von zehn Zitaten getroffen wurde.

Katholisch-Theologisches Seminar mit Alexander Steyer, Anjuli Braun, Carsten Breuer und Dr. Klaus Dorn Foto Simon Lenk

„Als wir uns die Zettelkästen das erste Mal angesehen haben, entschieden wir uns ziemlich schnell, dass wir etwas zur aktuellen politischen Lage machen würden“, sagt Johanna Gockel. Die Zitate sollten zum Nachdenken darüber anregen, was momentan passiert, was in der Vergangenheit passiert ist und ob es dort Parallelen gibt. Gerade die aktuelle politische Lage der Flüchtlinge in Deutschland legte es für das Quintett nahe, das Thema der Ausgrenzung von vermeintlich Unerwünschten und Fremden mit den Geschehnissen der Vergangenheit zu verweben. Dennoch stand im Vordergrund, „dass es hier um ein Denkmal für die jüdischen Opfer geht“, erklärt Carsten Breuer.

„Ich finde, man braucht nicht immer dieses Mit-der-Keule-drauf und hier steht jetzt so ein Riesen-Denkmal – und wehe, Ihr versteht es nicht“, formuliert Anjuli Braun. Es sei gerade seine Unaufdringlichkeit und „nicht dieses ‚Wir halten euch jetzt vorwurfsvoll vor, das ist passiert, Ihr seid die Schuldigen‘“, fügt Alexander Steyer hinzu. Und eben dies ist ganz im Sinne der Zettelkästen, die ja besonders zum Diskurs, zum Gespräch motivieren wollen.

„Die Tatsache, dass Flüchtlingsheime angezündet werden, zeigt, dass es offensichtlich sehr wichtig ist, daran zu erinnern, dass eben so etwas nicht mehr passieren darf“, sagt Carsten Breuer. Verknüpfung von Vergangenheit der Reichspogromnacht 1938 und der Gegenwart: Damit verbinden die Studierenden, dass dieses Vergangene weder vergessen noch unabhängig von einem selbst ist. Und sie würden damit gerne Albert Einsteins Bedauern die Gültigkeit absprechen, dass das Zertrümmern von Atomen einfacher sei als das der Vorurteile …